Weltbienentag 2024: Erwerbsimker mit Herz für Bienen und Bestäubung

Posted on by Janine Fritsch

Der 20. Mai ist Ehrentag für die Biene. Sie sichert die Bestäubung und unsere Lebensmittelvielfalt. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund zeigt mit seiner bundesweiten Aktion ein Herz für Bienen und wirbt für die deutsche Imkerei. Ein Aufruf an alle Verbraucher zum Weltbienentag mit heimischem Honig unsere Bienen und Imker zu unterstützen.

von Janine Fritsch

Ein Herz für die heimische Imkerei – alle Imker können mitmachen und werben. Foto: Janine Fritsch
Ein Herz für die heimische Imkerei – alle Imker können mitmachen und werben. Buttons, Aufkleber, Tassen und viele andere Werbemittelvorlagen gibt’s beim DBIB. Foto: Janine Fritsch

Ohne Biene kein Apfel

Der 20. Mai ist Ehrentag für die Biene. Für die Natur und uns Menschen leistet sie Lebenswichtiges. Mit der Bestäubung sichert sie ihren Lebensraum und unsere Lebensmittelversorgung. Sie sorgt für die Vielfalt in der Natur und auf unseren Tellern. Sie bestäubt die allermeisten Wild- und Kulturpflanzen und hilft ihnen und uns zu mehr und besseren Früchten. Ohne Insekten und Bienen gibt es keine funktionierende Landwirtschaft, keine Äpfel, keine Erdbeeren, keine Tomaten oder Gurken.

Ackerhummel an Salbei. Foto: Janine Fritsch
Ackerhummel an Salbei. Foto: Janine Fritsch

Wir Menschen brauchen Honig- und Wildbienen. Und mittlerweile brauchen die Bienen auch Menschen, die sich für den Erhalt ihres Lebensraums einsetzen. Für die Wildbienen braucht es Blühvielfalt, wilde Ecken, Biotope für spezialisierte Kräuter. Sie brauchen Platz für Nistplätze aus Sand- und Lehm, Abbruchkanten und Totholzflächen. Für die Honigbienen setzen wir Imker und Imkerinnen uns ein. Wir pflegen und füttern sie. Wir halten sie gesund und stärken mit gezielter Auswahl der besten Königinnen ihre Abwehrkräfte, ihre Sammelleidenschaft und ihre Sanftmut.

Mehr als Honig: Nur mit Berufsimkern ist die Bestäubung gesichert

Wir Erwerbsimker halten gut die Hälfte aller Bienenvölker in Deutschland. Damit sorgen wir in großem Stil dafür, dass die Bestäubung für die Bauern gesichert ist: mit professionellem Fachwissen, hohen Hygienestandards, hocheffizienter Arbeitsweise und Herzblut für guten Honig! Denn für die landwirtschaftliche Produktion braucht es große Mengen an Bienen, braucht es viele Bienenstöcke und zuweilen auch Wanderimker, die gezielt zu den Blühzeiten ihre Völker an den Feldern aufstellen.

Anflug am Bienenstock. Foto: Janine Fritsch
Anflug am Bienenstock. Foto: Janine Fritsch

Mehr als Honig: Auch Bestäubung muss sich lohnen

Wir sind Teil und die Rückversicherung der Landwirtschaft. Und: Wir sind mehr als „nur“ Honigproduzent. Der Honig ist ein Beitrag der Imkerei, doch volkswirtschaftlich ist die Bestäubung durch Honigbienen der größere. Auch hierfür sollte die professionelle Bienenhaltung entlohnt werden. Denn die Honigwirtschaft steht mittlerweile unter Druck.

Aktiv gegen Honigfälschungen: Verbraucherschutz ist Imkerschutz

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Honigfälschungen, v.a. durch den Zusatz von Zuckersirup bei Importhonigen. Schon letztes Jahr hat Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir zum Weltbienentag betont: „Für Honigimporte müssen dieselben Standards gelten wie für heimische Produkte.“ Um das zu garantieren, wurde das Nationale Referenzzentrum für authentische Lebensmittel gegründet. Von der Wabe bis ins Glas soll verfolgbar sein, woher der Honig stammt. „Noch funktioniert das aber nicht flächendeckend und EU-weit“, sagt Annette Seehaus-Arnold vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund. Und die EU lässt sich Zeit: der Aufbau eines Rückverfolgbarkeitssystems und die Einführung eines europäischen Referenzlabors für systematische Tests hat das Europaparlament erst Anfang des Jahres durchgesetzt, d.h. es ist erst in der Planung.

DBIB – ein Verband für alle Imker

Unter dem Motto: „Ein Herz für unsere heimische Imkerei“ ruft der Berufsimkerbund bundesweit alle Imker auf, mit dem Erwerbsimker-Herz zu werben und die Verbraucher zu informieren. Druckvorlagen für Aufkleber an Gläsern, Schaufenstern, Autos, Ansteckbuttons und Tassen gibt es auf der Webseite zum Download unter berufsimker.de/category/herz/. „Wir setzen uns für alle Imker ein – egal ob aus dem Erwerbs- oder Hobbybereich“, betont die Präsidentin des DBIB. Und beim Verband sind alle Imker als Mitglied willkommen.

Aktionstasse vom DBIB.
Aktionstasse vom DBIB. Foto: M. Koch

16.05.2024 /4 600 Zeichen
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Herausgeber: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V. (DBIB), presse@berufsimker.de

Sterben Berufsimker bald aus?

Bundestag lehnt Imkerförderung ab

Kommt nach dem Bienensterben nun das Berufsimkersterben? Einen Antrag der Linken auf Bestäubungsprämie für Imker lehnten alle anderen Parteien – einschließlich der Grünen – einstimmig ab. Die Begründungen zeigen: Die Entscheider habe wenig Ahnung und sind oft fehlinformiert

von Dipl.-Biol. Janine Fritsch

Imker Stephan Freier mit dem Radlader in der Kirsche.
Berufsimker sind auch Landwirte: Imker Stephan Freier mit dem Radlader in der Kirsche. Foto: Stephan Freier

Klaus Ahrens ist erschrocken: „Was mich besonders nervt ist, dass die Politiker in den Ausschüssen offenbar einfach mal losmachen, ohne von Fachleuten die relevanten Fakten einzuholen. Meines Wissens gab es von uns Berufsimkern jedenfalls keine Expertise dazu.“

Es geht um einen Antrag der Fraktion die LINKEN, die Ende September im Bundestag zur Unterstützung der Imker eine Bestäubungsprämie von 60 € pro Jahr und Bienenvolk forderten. Dass die Mitglieder aller anderen Parteien im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gegen die generelle Bestäubungsprämie gestimmt haben, ist für Berufsimker Ahrens aus Niedersachsen gar nicht mal das Schlimmste. Vielmehr zeigen die Antworten der Fraktionen, dass sie die Probleme der deutschen Imkerei im Kern nicht verstanden haben und man die eigentlich Betroffenen auch gar nicht befragt hat. Tatsache ist: Die deutsche Berufsimkerei ist ernsthaft in Gefahr und damit auch eine wirtschaftliche Bestäubungsleistung in Milliardenhöhe. Denn nur drei Prozent aller Imker stellen die Hälfte aller Bienenvölker in Deutschland. Imker zählen zwar zur Landwirtschaft, erhalten aber nicht dieselben Förderungen wie Landwirte. Und: Vom Honigverkauf kann hier keiner mehr leben.

Die Deutsche Imkerei ist ernsthaft in Gefahr

Die deutsche Imkerei ist so unwirtschaftlich geworden, dass ein berufliches Auskommen kaum noch erwirtschaftet werden kann, schon gar nicht über den Honigpreis. Der wird derzeit durch billige Honigimporte gedrückt – angeheizt durch politisch gesteuerte Wettbewerbsverzerrung und schädliche Freihandelsabkommen.

Importhonig zollfrei: Mit Freihandel schaden wir uns selbst

Mit asiatischen und südamerikanischen Ländern sowie EU-Anrainerstaaten hat die EU Freihandelsabkommen geschlossen, die den zollfreien Import definierter Honigmengen zu uns möglich macht. 17 % Zoll fallen damit für ausländische Honigimporteure weg, und wir sprechen hier von mindestens 20.000 Tonnen Honig pro Jahr und Abkommen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im Jahr 2022 lediglich 34.000 Tonnen produziert – und das war sogar ein besonders gutes Erntejahr. Dass damit die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen und natürlich auch der deutschen Imker untergraben wird, ist klar – zumal die Erzeugerpreise bei uns immer weniger mit denen anderer Länder mithalten können. „In den letzten zwei Jahren haben sich die Kosten in der Imkerei um 30 bis 40 % erhöht, und dass bei einem gleichzeitigen Umsatzrückgang in 2023 zwischen 20 bis 40 %“, fasst es Imker Ahrens zusammen. „Die Verbraucher sind nicht willens oder nicht in der Lage die Mehrkosten für regionalen Honig zu bezahlen.“

Bernhard Heuvel, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) erklärt die Preissituation so: „Während in anderen Ländern der Welt der Honig zwischen 1,80 € und 2,50 € pro Kilogramm produziert wird, kommen wir in Deutschland nicht unter 7,00 € bis 7,90 €. Die hohen Kosten für Energie, Personal und Standort sind eine wesentliche Ursache.“ Und die Kosten steigen noch, denn die Inflation schlägt auch in der Imkerei extrem zu Buche. Die Preise für Glas und Weißblech für die Deckel haben sich zum Teil verfünffacht: „Zahlte man früher für das Glas mit Etikett 20 bis 35 Cent, liegt es jetzt bei 1,00 €. Das Winterfutter für die Bienen hat sich von 0,49 € pro Kilogramm Zucker auf 1,15 € verteuert. Für Sortenhonige müssen die Bienen in andere Regionen gefahren werden. Die Spritkosten haben sich dramatisch erhöht. Gleiches gilt für Heizung und Strom. Sogar die Versicherungen stiegen in den letzten Jahren unverhältnismäßig um 30 %“, zählt Bernhard Heuvel auf.

Keine GAP-Förderung für Imker ohne Land

Dass die Politiker ohne viel Detailkenntnis der Situation entschieden haben, zeigt eindrücklich die Begründung der SPD, die den Antrag mit Verweis auf die Fördermöglichkeit der Imkerei über die GAP und GAK ablehnte. Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) sind jedoch weiterhin an “förderfähige landwirtschaftliche Flächen“ gekoppelt. Imker haben in der Regel aber keine Flächen. Sie besitzen Bienenstöcke, die sie meist in Absprache mit Landwirten und je nach Blühsituation an verschiedenen Orten aufstellen. „Imker ohne Land bekommen nichts.“ bestätigt auch Imkermeister Ahrens. Er hat sich dies schon letztes Jahr direkt vom Büro des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir bestätigen lassen. „Und die Förderungen der GAK, zur Verbesserung der Agrarstruktur und Küstenschutz, sind so unübersichtlich und kompliziert, dass ich kaum jemanden kenne, der das beantragt hat.“

Honigbienen an Raps
Bienen fliegen auf Massentracht und sind effektive Bestäuber für große Anbauflächen wie Raps. Foto: Janine Fritsch

Interessant ist auch die Vorstellung der SPD die Fördertöpfe GAP und GAK hätten dazu geführt, dass die Anzahl der Bienenvölker in den letzten Jahren zugenommen hat – und das obwohl nach ihrer eigenen Darstellung  99 Prozent der Bienenhalter „Hobbyimker“ seien. Da stellt sich die Frage, welcher Hobbyimker förderfähige landwirtschaftliche Flächen besitzt … Auch die FDP verwies bei ihrer Ablehnung auf die Hobbyimker: Die Schwierigkeiten in der Imkerei wären „hochgebauscht“ und mit Blick auf die große Menge an ehrenamtlichen Bienenhaltern „nicht zutreffend“.

Ohne Berufsimker: Wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe

Tatsache ist jedoch, dass gut die Hälfte aller Bienenvölker von nur rund drei Prozent der Imker gestellt wird, und zwar genau die, die haupt- oder nebenberuflich Bienen halten. „Es wird ja immer betont, dass wir Erwerbsimker nur eine Minderheit von einem Prozent seien. Das stimmt aber so nicht: Der Berufs- und Erwerbsimkerbund vertritt die Interessen von ca. 6.500 Imkern – also alle, die über 25 Völker pflegen und Beitragszahler zur Berufsgenossenschaft sind, auch wenn wir selbst nur um die 1.000 Mitglieder haben.“ so Klaus Ahrens. „Sollte sich das nicht mehr lohnen oder finanzierbar sein, kann man sich schnell ausmalen, was das für die wirtschaftliche Bestäubungsleistung bedeutet“, warnt er.  Die Universität Hohenheim hat diesen Wert mit 3,8 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland beziffert. Fallen die Berufsimker weg, wäre das also ein Schaden in Milliardenhöhe.

Bestäubungsprämie ja, aber nicht mit der Gießkanne

„Bei uns im Vorstand des DBIB sind wir uns einig, dass eine Bestäubungsprämie die generellen Probleme der Erwerbsimkerei nicht löst – schon gar nicht, wenn sie, wie in der Landwirtschaft üblich, Subventionen im Gießkannenprinzip verteilt.“ fasst es Imkermeister Ahrens zusammen. „Das würde eher den Anteil der Hobbyimker erhöhen und uns die Vermarktung zu auskömmlichen Preisen noch erschweren.“

Die Bestäubungsleistung der Hongbienen nutzt allen. Biene auf Löwenzahn. Foto: B. Heuvel
Die Bestäubungsleistung der Hongbienen nutzt allen. Biene auf Löwenzahn. Foto: B. Heuvel

Dass letztes Jahr im niedersächsischen Landtag die Grünen selbst noch eine Bestäubungsprämie für Imker gefordert haben, zeigt dass sich entweder die Faktionen in Bund und Land nicht einig sind, oder dass der eine nicht weiß, was der andere tut.

Aus Sicht der Berufsimker gibt es einige Maßnahmen die dringend erforderlich wären, ihre Situation zu verbessern. Die Bestäubungsprämie ist nur eine davon:

  • Bestäubungsprämie ja, aber nur für Erwerbsimker ab 25 Völkern,
  • die Abschaffung der Freihandelsabkommen für Honig und Wiedereinführung der Zölle,
  • die Bekämpfung von Honigfälschungen,
  • ein Anti-Dumpingpreisgesetz, wie es die USA schon erfolgreich umsetzen,
  • die massive Reduktion von Bürokratie und Steuerlast für kleine und mittelständische Betriebe, wie die Imkereien.

All dies wären Maßnahmen die sofort helfen, aber keine in der Umsetzung aufwändige und teure Subventionspolitik erfordern.

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06.10.2023 / 7.700 Zeichen

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Autor: Janine Fritsch
Im Auftrag: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e. V. (DBIB), presse@berufsimker.de

Quellen: